Ibrahim Bayraktar hatte ein klares Ziel. „Wir wollen noch ein Tor machen“, teilte der Angreifer des Fußball-Landesligisten FSV Duisburg drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit Schiedsrichter Vincent Steffen mit. Sollte heißen: Der Unparteiische möge doch bitte das Zeitspiel der Gäste vom VfL Repelen bei seiner Bemessung der Nachspielzeit berücksichtigen. Als die Moerser nach exakt zwei aufgeschlagenen Minuten den Ball in höchster Not über das eigene Tor beförderten, ließ Schiedsrichter Steffen die fällige Ecke nicht mehr ausführen, sondern pfiff fix ab. Beim Stand von 1:1 (0:1), der für das Team von der linken Rheinseite schmeichelhaft war – obwohl es eine Stunde lang in Überzahl gespielt hatte.
Das überpünktliche Spielende war auch der Schlussstrich unter einen Abend, der Vincent Steffen und die Verantwortlichen des FSV nicht zu Freunden gemacht hat. „Ich glaube nicht, dass er jemals auf diesem Niveau Fußball gespielt hat und deshalb auch nicht die Erfahrung hat, um Zweikämpfe richtig zu beurteilen“, befand Trainer Denis Tahirovic. Auslöser für den geballten Unmut war jener Vorfall in der 32. Minute, der den Gastgebern eine Stunde Unterzahl bescherte. FSV-Innenverteidiger Emir Alic stieg an der Mittellinie zum Kopfball hoch und bekam den Einsatz abgepfiffen – weil der Schiedsrichter einen zu hohen Arm erkannte. Dasselbe war schon fünf Minuten vorher passiert – und in beiden Fällen zückte Schiri Steffen ohne vorherige Warnung die gelbe Karte, was in der Gesamtheit Gelb-Rot bedeutete. Eine viel zu harte Entscheidung, die auf FSV-Seite zu harschen verbalen Reaktionen führte. „Ich habe da keine Lust mehr drauf“, schimpfte Denis Tahirovic, der nach den am Sonntag in Niederwenigern vom Platz gestellten Joel Schoof und Nasrullah Dedemen den nächsten wichtigen Defensivmann verlor.
Der Schiedsrichter hat uns den Sieg gekostet
FSV-Trainer Denis Tahirovic
Die überzogene Ampelkarte brachte eine Hektik in die Partie, auf die zuvor nichts hingedeutet hatte. Im Gegenteil war es bei einer für FSV-Verhältnisse sehr überschaubaren Zuschauerkulisse ein recht verhaltenes Spiel der Gastgeber gewesen. Zudem machte sich das Fehlen von Aleksandar Zivkovic bemerkbar. Der zur Winterpause aus Bayern gekommene Keeper hält sich offenbar derzeit wieder in München auf; mehr mochte der merklich von seinem Schützling enttäuschte Denis Tahirovic nicht sagen. Für ihn stand erstmals der 19-jährige Talha Bayram zwischen den Pfosten, der nach sieben Minuten eine Ecke unterlief. Der Ball prallte gegen den davon selbst überraschten Repelner Franck Sylla und trudelte nach der Berührung zum 0:1 über die Linie.
Immerhin bewirkte die Unterzahl etwas Gutes: Sie weckte den Kampfgeist im FSV-Team, das nach dem schnellen Rückstand etwas geschockt gewirkt hatte. In der 52. Minute fiel dann bereits der Ausgleich: Nach einem abgeblockten indirekten Freistoß wegen eines Rückpasses zum Keeper drosch Ibrahim Bayraktar den Abpraller ins Netz. Was folgte, war nahezu Dauerdruck der dezimierten Gastgeber, der aber nicht zum Erfolg führte. Stattdessen wäre das Spiel fast sogar noch auf den Kopf gestellt worden, aber bei einer Großchance des allein vor ihm auftauchenden Naser Ameti machte Talha Bayram mit einem starken Reflex seinen Fehler beim 0:1 wieder gut. Über den einen Punkt mochte sich Denis Tahirovic nachher nicht wirklich freuen: „Der Schiedsrichter hat uns den Sieg gekostet.“